Vernissage Spaces mit Judith Grassl und Youngjun Lee am 1. Dezember 2024

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Die beiden Kunstschaffenden Judith Grassl und Youngjun Lee setzen sich intensiv mit Räumen auseinander. Beide stehen in der Tradition klassischer Malerei und doch setzt jeder für sich eine eigenständige Position um. Die Absolventen der Akademie der Bildenden Künsten München waren bereits Teil der Gruppenausstellung „malso13 zeigt 90 Prozent“ vor einem Jahr in unserer Galerie.

Balanceakt
Judith Grassls Arbeiten sind komplexe Kompositionen, in denen Farbe, Form, Motive und Perspektiven aufeinandertreffen und verschmelzen. Virtuelle und reale Räume vermengen sich zu eindrucksvollen visuellen Architekturen und Hyperräumen, durch die Fragen nach Zeit und Wandel angeregt werden. Ihre Bildwelten, die auf den zwei- und dreidimensionalen Flächen entstehen, wirken wie zeitlich versetzte Perspektiven, die in einem bildlichen Dialog miteinander stehen. Im Schaffensprozess selbst bewegt sie sich gleichsam in Zeitlupe, um verschiedene Ebenen der visuellen Wirklichkeit zu erforschen. Aus plastischen Collagen historischer Bilder und weiteren Bildmaterialien entstehen die ersten Skizzen, die als Grundlage für das Werk dienen. Durch das Zerschneiden, Dekonstruieren und Reinszenieren dieser Vorlagen erschafft sie eine neue Bildsprache, in der malerische Strukturen und fragmentarische Formen nebeneinander bestehen dürfen. Das Werk balanciert somit zwischen verschiedenen Zeitebenen, zwischen Figuration und Abstraktion sowie zwischen Klarheit und Mehrdeutigkeit und lädt dazu ein, über die Grenzen von Zeit und Wahrnehmung nachzudenken.

Vielschichtig
Youngjun Lee versucht Schichten optisch zu vervielfältigen. Jede Schicht wird nach bestimmten, vom Künstler festgelegten Regeln übereinander gelegt und unterteilt. Zuerst setzt er spontan Linien, von denen ausgehend er dann mittels verschiedener Techniken und Materialien den Raum schichtweise aufbaut. Durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien und Formate werden die Grenzen innerhalb des Bildes verschärft und der Raum geordnet. Er versucht jedoch nicht, die Schichten auf der Leinwand streng voneinander zu trennen. Vielmehr will er die Zeitlichkeit und Räumlichkeit, die im Prozess des Aufbaus von Schichten entstehen, zerstören und neu erschaffen. Absichtlich nutzt er auch zufällige Effekte, um die systematische Struktur des Bildes aufzubrechen. Die Beziehungen zwischen den erzeugten Bildebenen vervielfältigen sich dabei, bis sie sich in der Bildtiefe in einem unüberschaubaren Durcheinander auflösen. Der Raum wird schließlich durch die Fragmente der in zahlreichen Auswahl- und Löschvorgängen hinterlassenen Darstellungen verzerrt, dekonstruiert und in eine ebene Fläche zurückverwandelt. Durch seine gestalterische Sprache erforscht Youngjun Lee neue Formen und schafft sensuelle Erfahrungen. Insbesondere bewahrt er während des Prozesses eine ambivalente Haltung gegenüber Absicht und Zufall, was die Spannung in seinen Werken verstärkt. Indem er Struktur, Form und Inhalt organisch kombiniert oder zerstört und die Grenzen seiner Werke verwischt, lässt er die Möglichkeit verschiedener Interpretationen offen.

Judith Grassl wurde 1985 in Bad Reichenhall geboren. Ihre Ausbildung absolvierte sie von 2008 bis 2016 bei Prof. Axel Kasseböhmer, Anke Doberauer und Prof. Stephan Dillemuth an der Akademie der Bildenden Künste. 2011 studierte sie mit einem Erasmus-Stipendium an der Faculdade des Belas Artes in Lissabon. 2016 schloss sie ihr Studium mit dem Diplom der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München ab. Ihre Werke wurden bereits in Deutschland, Schweiz, Niederlanden, USA und Belgien ausgestellt. 2021 wurde sie mit dem Debütantenpreis des BBK Nürnberg ausgezeichnet, 2019 bekam sie das Europäische Kunststipendium des Landkreises Oberbayern. Judith Grassl lebt und arbeitet in München.

Youngjun Lee wurde 1983 in Seoul geboren. Nach 2012 dem Abschluss Bachelor of Arts in Fine Arts an der Sungkyunkwan University in Seoul, Südkorea, studierte er 2012 bis 2020 Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste, München, bei Professor Markus Oehlen. 2020 schoss er dort mit dem Diplom ab. Youngjun Lee ist in einer Reihe Solo-Ausstellungen in Deutschland und Südkorea zu sehen gewesen. Darüber hinaus nahm er auch an zahlreichen Gemeinschaftsausstellungen teil, so auch mit Judith Grassl im Rahmen des Künstler Kollektivs malso13. Young Jun Lee lebt und arbeitet in München.

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